No pride in genocide
LGBTQIA+-Organisationen weltweit rufen zum Boykott des Eurovision Song Contest 2024 auf

Nach der Weigerung der Europäischen Rundfunkunion (EBU), die Teilnahme der genozidalen Siedlerkolonie Israel am Wettbewerb zu verbieten, unterstützen wir den palästinensischen Aufruf an Rundfunkanstalten,Teilnehmende, Mitarbeitende und Zuschauer*innen, den Eurovision Song Contest 2024 zu boykottieren. Wir fordern alle Teilnehmenden auf, einschließlich derjenigen, die kürzlich erklärt haben, dass sie ihre Teilnahme nicht zurückziehen werden, über ihren Platz in der Geschichte nachzudenken und ihre Stimme für sinnvolle Solidarität zu nutzen, indem sie den Wettbewerb boykottieren.

Indem die EBU Israel erlaubt, am Eurovision Song Contest teilzunehmen, macht sie sich nicht nur mitschuldig am White– sondern auch am Pinkwashing des israelischen Apartheidregimes – der zynischen Ausnutzung von LGBTQIA+-Rechten, um modern, fortschrittlich und tolerant zu wirken, während Israel gleichzeitig Völkermord an 2,3 Millionen Palästinenser*innen im Gazastreifen begeht. Der Eurovision Song Contest hat seit Jahrzehnten das Interesse, die Leidenschaft und die Unterstützung der LGBTQIA+-Community geweckt, und Israel ist sich des propagandistischen Wertes des Wettbewerbs bewusst. Mit den Worten des israelischen Präsidenten Isaac Herzog: “Es ist wichtig, dass Israel beim Eurovision Song Contest auftritt.”

Trotz klarer Forderungen des Palästinensischen Journalistenverbandes und der BDS-Bewegung sowie von Künstler*innen aus Schweden, Finnland und Island haben die Organisatoren des Eurovision Song Contest beschlossen, Israel auch dieses Jahr im Wettbewerb teilnehmen zu lassen und diesen zu “einer unpolitischen Veranstaltung” zu erklären. Dies ist eine Wende um 180 Grad nach 2022, als Russland nach seiner Invasion in der Ukraine vom Wettbewerb ausgeschlossen wurde.

Die Beziehungen zwischen Israel und der EBU reichen bis ins Jahr 1964 zurück, als der israelische Premierminister Levi Eshkol Experten der Europäischen Rundfunkunion einlud, um bei der Gründung eines israelischen Fernsehsenders zu beraten, der arabischsprachige Sendungen aus Nachbarländern ersetzen sollte.

Als aktives Mitglied der EBU nahm Israel 1973 erstmals am Eurovision-Wettbewerb teil und war damit das erste Land außerhalb Europas, das partizipieren durfte. Israel hat mittlerweile 45 Mal teilgenommen, viermal gewonnen und war dreimal Gastgeber des Wettbewerbs – 1979, 1999 und 2019.

Israels LGBTQI+-freundliches Marketing ist seit dem Sieg der transsexuellen Sängerin Dana International im Jahr 1998 beim Eurovision Song Contest von zentraler Bedeutung für die Teilnahme des Landes. Seit der Einführung der „Brand Israel“-Strategie im Jahr 2005 ist Israels Instrumentalisierung von LGBTQI+-Rechten und liberalen homosexuellen Lebensstilen entscheidend für seine nationale PR-Kampagne. Der Eurovision Song Contest – die ultimative Feier von Camp und Extravaganz – bietet Israel eine perfekte Gelegenheit, um von seiner systematischen Verweigerung/Weigerung, den Palästinenser*innen ihre Rechte zuzugestehen, abzulenken.

Seit Oktober 2023 hat Israel mehr als 30.000 Menschen im Gazastreifen getötet und mehr als 70.000 verletzt. Über eine Million Palästinenser*innen wurden vertrieben. Wie die wichtigsten internationalen Menschenrechtsorganisationen berichten, setzt Israel den Hunger als Waffe gegen die Palästinenser*innen im Gazastreifen ein, während  die Belagerung des Gazastreifens zu einem tödlichen Mangel an Nahrungsmitteln, Wasser und lebenswichtigen Medikamenten führt. Beschämenderweise beliefern europäische Regierungen und Institutionen Israel weiterhin mit Waffen, Geld und politischer Unterstützung.

Ohne Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichheit für die Palästinenser*innen kann es keine Befreiung von Queers und Transsexuellen geben. Seit über 75 Jahren beraubt, unterdrückt, verarmt, inhaftiert und tötet Israels koloniales Apartheidregime queere und nicht queere Palästinenser*innen gleichermaßen und verfolgt in ihren Gebieten eine Strategie ethnischer Säuberung. Nun sehen wir israelische Soldaten, die Regenbogenflaggen schwenken, während sie auf den Trümmern palästinensischer Häuser stehen, die sie soeben dem Erdboden gleichgemacht haben.

Israel setzt Homophobie und Gewalt gegen palästinensische queere Personen als Waffe ein, um seine koloniale Agenda voranzutreiben. Es verbreitet rassistische Propaganda, nach der Palästina für queere Personen unsicher sei. Es behauptet, LGBTQI+-Rechte und -Freiheiten in den Gazastreifen zu bringen, während es queere Palästinenser*innen zusammen mit ihren Freund*innen und Familien töten. Israel versucht, die queere Identität der Palästinenser*innen auszulöschen, aber queere Palästinenser*innen existieren weiterhin und leisten Widerstand, wie sie es schon seit Jahrzehnten tun. Mehr denn je ist es für Queers auf der ganzen Welt an der Zeit, ernsthafte und strategische Maßnahmen in Solidarität mit unseren palästinensischen Geschwistern zu ergreifen.

Wir sind ermutigt durch die Entscheidung des Rio Cinema, Londons größte Public-Viewing-Party für das Finale des Eurovision Song Contest abzusagen, sowie durch die Tausenden von Künstler*innen, Politiker*innen und Einzelpersonen in ganz Europa, die sich für den Ausschluss des kolonialen Apartheidregimes Israels vom Eurovision Song Contest ausgesprochen haben. Lasst uns von der wachsenden globalen Bewegung für die palästinensische Befreiung inspirieren, während wir unsere Aktionen verstärken und ausweiten. Der Eurovision Song Contests darf nicht wie gewohnt stattfinden, während Israel versucht, die gesamte Bevölkerung Gazas zu vernichten.

Als queere Kollektive aus Palästina und der ganzen Welt weigern wir uns, unsere Identität durch das koloniale Apartheidsregime Israels instrumentalisieren zu lassen. Unser Stolz liegt in unserem kollektiven Kampf für ein Ende der Kolonisation, Besatzung und des Völkermords überall. Unser Stolz gilt der Bewegung für die Befreiung von uns allen. Vom Fluss bis zum Meer, Palästina wird frei sein.

WIR FORDERN DIE GLOBALE QUEER-COMMUNITY AUF:

  • Eurovision-Teilnehmer*innnen dazu aufzurufen, den Auftritt beim Völkermord-Gesangswettbewerb zu verweigern
  • kreative Aktionen zu organisieren, um nationale Rundfunkanstalten unter Druck zu setzen, sich aus dem Eurovision Song Contest zurückzuziehen
  • lokale Veranstaltungsorte aufzufordern, ihre Public-Viewing-Parties abzusagen und stattdessen Aufklärungsveranstaltungen über Israels Pinkwashing zu veranstalten
  • der BDS-Bewegung beizutreten
  • die Aufforderung von Queers In Palestine zu unterstützen
  • diese Kampagne mit Freund*innen, Kamerad*innen, Liebenden, Partner*innen, Metamours und der gewählten Familie zu teilen